Saerbeck soll Fukushima helfen, bis 2040 die Energiewende zu schaffen
Auf Gegenbesuch war nun eine Delegation der Präfektur von Fukushima in Saerbeck. (Was für eine Ironie, das nur am Rande, dass Fukushima auf Deutsch „Insel des Glücks“ bedeutet.) Mit der 21-köpfigen Besuchergruppe reiste auch der Bürgermeister der Stadt Shinchi, der sich – auch getragen vom herzlichen Wohlwollen des NRW-Umweltministers Remmel – einen partnerschaftlichen Austausch mit Saerbeck wünscht.
Von Hans Lüttmann
Am 11. März 2011 erschüttert ein Erdbeben die Küste Japans und löst einen gewaltigen Tsunami aus, der mit 40 Meter hohen Wellen auf das Festland zurast. 18 000 Menschen verlieren ihr Leben, ganze Städte werden ausgelöscht, im Kernkraftwerk von Fukushima fällt der Strom aus; eine der größten Katastrophen der Neuzeit beginnt ihren unaufhaltsamen Lauf. So viel Schrecken, Not und Verwüstung sie auch über Land und Menschen bringt, wohnt ihr doch ein Fünkchen Hoffnung inne, Hoffnung darauf, dass die Menschen in Japan umzudenken lernen und auf den Weg abbiegen, den Saerbeck schon seit gut acht Jahren geht.
Die 7200-Einwohner-Klimakommune Saerbeck erzeugt schon heute alleine aus Sonne, Wind und Biomasse dreieinhalbmal so viel Energie wie die Gemeinde verbrauchen kann. Der ständig wachsende Bioenergiepark, in dem das geschieht, zieht Jahr für Jahr Besucher aus aller Welt hierher ins Münsterland, und Saerbecks Bürgermeister Wilfried Roos und seine Fachleute werden im Auftrag des Bundesumweltministeriums in alle Welt geschickt, um zu erklären, wie das praktisch geht mit der Energiewende , wie es sich läuft auf dem Saerbecker Weg.
Auf Gegenbesuch war nun eine Delegation der Präfektur von Fukushima in Saerbeck. (Was für eine Ironie, das nur am Rande, dass Fukushima auf Deutsch „Insel des Glücks“ bedeutet.) Mit der 21-köpfigen Besuchergruppe reiste auch der Bürgermeister der Stadt Shinchi, der sich – auch getragen vom herzlichen Wohlwollen des NRW-Umweltministers Remmel – einen partnerschaftlichen Austausch mit Saerbeck wünscht: „Zu Hause in Shinchi, das der Tsunami fast vollständig zerstörte, werde ich mit unseren Bürgern und dem Stadtrat darüber sprechen, wie viel wir von Saerbeck lernen können“, sagte er auf der letzten Station der kleinen Besuchstour, die vom politischen Düsseldorf über den Bioenergiepark in die Jugendbildungsstätte Saerbeck führte, wo die japanischen Gäste die Ausstellung „Klima wandelt – wie der Klimawandel die Welt verrändert“ eröffneten. „Zufällig am zehnten Jahrestag des zerstörerischen Sturme Kyrill“, an den Bürgermeister Wilfried Roos erinnerte.
„Zwei Dinge sind es“, sagte Gouverneur Masao Uchibori, „die Fukushima und Saerbeck verbinden: der Wille, die Energiewende zu schaffen und das Ziel, unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.“ In diesem Sinne, und das sagte er auf Englisch, stimme er in Barack Obamas Wahlspruch „Yes, we can!“ ein, setze ihm aber noch ein ganz und gar entschlossenes „Yes, we will!“ obendrauf.
Die Präfektur Fukushima hat sich nicht nur das Ziel gesetzt, sofort aus der Atomenergie auszusteigen, sie will bis zum Jahr 2040 die Energieproduktion vollständig auf Sonne, Wind und vor allem Biomasse umstellen.
Wie wenig Zeit dazu noch bleibt – eigentlich gar keine mehr – zeigt die Ausstellung in eindrücklichen Bildern und Erklärtexten, die in der Jugendbildungsstätte genau am richtigen Platz sind, „denn die Energiewende beginnt eigentlich in den Köpfen“, sagte Johannes Dierker. „Sie ist vor allem auch eine pädagogische Frage; und wo ist die besser aufgehoben als hier, wo Jugend und Bildung aufeinandertreffen?“
Zum Thema
Die Ausstellung „Klima wandelt“ wird noch bis zum 12. März in der Jugendbildungsstätte gezeigt.