Ein deutlicher Rückgang bei den Seminartagen und damit auch auf der Einnahmenseite – das ist die eine Seite. Andererseits entstanden moderne Online-Formate: Die Jugendbildungsstätte Saerbeck (CAJ-Werkstatt) zieht nach rund einem Jahr Corona-Pandemie eine gemischte Bilanz. Der Umfang der Bildungsarbeit schrumpfte in der Zeit um weit mehr als die Hälfte.
Geschäftsführer Johannes Dierker zählte 64 digitale Seminartage mit insgesamt fast 2000 Teilnehmer-Tagen. Auf Dauer könnte die Einrichtung damit freilich nicht überleben, zumal die Einnahmen aus Übernachtungen komplett wegfielen. Aber, so sagt Dierker, „wir kommen durch“. Und: Die Chancen stehen gut, dass das Haus gestärkt aus der Krise geht, hat diese doch nach den Worten des Geschäftsführers trotz Kurzarbeit wie ein „Beschleuniger“ bei der Entwicklung neuer, digitaler Formate gewirkt.
Sprich: Dierker und seine Mitarbeiter Alexandra Sandmann und Michael Kaminsky haben die Zeit genutzt, um ihre Online-Angebote zu professionalisieren. Der Anfang sei schwer gewesen, sagt er, inzwischen seien aber ein „hohes inhaltliches Niveau“ und eine „Leichtigkeit“ bei der Durchführung erreicht worden. Durch die Digitalisierung, konstatiert die Dozentin Sandmann, „ist ein Mehrwert entstanden“. Einer, auf den die katholische Bildungsstätte auch nach der Pandemie nicht verzichten will. Zahlreiche digitale Bausteine würden deshalb künftig auch einen Platz in Präsenzseminaren finden, ist Dierker überzeugt. Bildungsarbeit, ergänzt er, „wird bei uns nach Bewältigung der Krise anders aussehen“.
Nach Angaben des Geschäftsführers hatte die Einrichtung schon lange vor Corona die Weichen gestellt für eine zunehmende Digitalisierung ihrer Angebote. Und das mit dem Ziel, sich als Zentrum für Medienkompetenz zu etablieren. „Wir nehmen bereits seit 2018 den Schwerpunkt Medienpädagogik in den Fokus“, erläutert Dierker. Da habe man damit begonnen, Medienpädagogik in das Präsenz-Angebot einzubeziehen. Hierfür seien die Referenten Alexandra Sandmann und Michael Kaminsky intensiv geschult worden.
Sandmann macht deutlich, dass Online-Seminare nicht nur aus Vorträgen bestehen würden, sondern vielmehr zahlreiche kooperative Arbeitsweisen zuließen. „Es ist nicht so, dass wir nur referieren und die Teilnehmer zuhören. Durch unterschiedliche Tools können sie zum Beispiel auch selbstständig und in Gruppen an Aufgaben arbeiten.“
Zielgruppen der Bildungsstätte sind neben Mitarbeitern in der Bildungsarbeit vor allem Teilnehmende an Freiwilligendiensten (BFD, FSJ) sowie Katechetinnen und Katecheten. Neben der Erarbeitung von Inhalten und Problemlösungsstrategien lernen sie zum Beispiel ihre Persönlichkeit zu stärken sowie ein positives Gruppengefühl und soziale Kompetenzen zu entwickeln. In den Seminaren geht es darüber hinaus um Mitbestimmen und Mitgestalten und Lernprozesse eigenständig zu gestalten.
Ein Artikel von Katja Niemeyer.
Erschienen am 12.05.2021 in den Westfälischen Nachrichten.