Der stille Klassenbeste - WN-Artikel vom 7. Januar 2017

Wo gibt’s denn sowas – dass sie hier von Eigenwerbung gar nichts wissen wollen? Aber Johannes Dierker hat das schnell erklärt: „Für dieses Jahr sind wir so gut wie ausgebucht, jetzt laufen schon die Belegungen für 2018.“ Wir, das ist, oder das war die CAJ-Werkstatt in Westladbergen, die jetzt „Jugendbildungsstätte Saerbeck“ heißt und ohne Anmaßung von sich behaupten kann, die erfolgreichste Einrichtung ihrer Art in der Region zu sein. Und warum dann JBS statt CAJ? Da gibt’s doch diesen ewig gültigen Fußballerspruch: „Never change a winning team!“

 

„Tun wir ja gar nicht“, stellen JBS-Leiter Johannes Dierker und die beiden Bildungsreferenten Jenni Schroll und Michael Kaminsky richtig: „Nur der Name ist neu, der Inhalt altbewährt.“ Und im Untertitel taucht das CAJ ja auch noch auf – und mit ihm auch das Selbstverständnis, das sich hinter den drei Buchstaben verbirgt: das C für die christlichen Werte, für Menschlichkeit, Achtsamkeit und Wertschätzung, das A fürs Lernen, Arbeiten und Wegweisen ins Leben, und schließlich das J für die Jugendlichen, für die all der Aufwand, die Angebote und die Hilfestellungen ja gemacht werden. „Werkstatt“, damals dachte man Zukunfts-Werkstatt, war vor dreißig Jahren vielleicht noch modern, heute ist es sowas von vorgestern; und bei „Jugendbildungsstätte“ weiß man sofort, worum es geht.

40 zu 60, das ist das Verhältnis zwischen eigenen Bildungsangeboten und jenen, die die Gäste – man mag’s kaum glauben, für jährlich 15 000 Übernachtungen – selber mitbringen. So viele Auswärtige, da kommt ja kein Hotel in der Umgebung mit.

Wobei „Hotel“ für die drei am Tisch ein Reizwort ist, das für viel Groll und eine klare Ansage des JBS-Leiters sorgt: „Dafür habe ich kein Verständnis“, sagt Johannes Dierker, nur ein Wort: „Skandal.“ Das 1983 in der alten Westladbergener Schule eingerichtete Haus sei nämlich das einzige seiner Art, das für die Gastbelegungen Hotelsteuer zahlen muss. „Ein Unding“, ereifert sich Dierker, dem fast noch ein ganz anderes Wort rausrutscht. „Das ist ein dicker Batzen Geld, den wir viel sinnvoller in unsere Bildungsarbeit stecken sollten.“ Aber da lässt das Finanzamt die Saerbecker (noch?) nicht aus dem Schwitzkasten.

Finanzen, noch so ein Wort, für das Johannes Dierker auch eine ungefähre Zahl parat hat: Eine Million, sagt er, sollte es wohl kosten, den dringlichsten Wunsch der JBS zu erfüllen. Platz gibt es satt, draußen wie drinnen, aber was fehlt, ist ein großer Raum, eine Aula. „Das hören wir immer auch von unseren Gästen, besonders, wenn es große Gruppen sind; wenn die was zusammen machen wollen, müssen wir erst umständlich umräumen.“

Ob und wie und wann und was aus ihrem Wunsch wird, erfahren die JBSler aber frühestens in zwei Jahren; so lange will sich der Diözesanrat Zeit lassen, über künftige pastorale Schwerpunktsetzungen nachzudenken. In einer Mitteilung der bischöflichen Pressestelle ist zwar durchaus davon die Rede, dass „Kinder und Jugendliche als wichtigste Zielgruppe verstärkt in den Blick genommen werden sollen“, aber nichts Konkretes weiß man nicht, wie der Münsterländer wohl dazu sagen würde.

„Der Laden brummt“, würde er wohl auch noch sagen und jetzt verstehen, warum Eigenwerbung vorerst kein Thema ist; oder: fast keines, denn auf die neue, erst gestern freigeschaltete Homepage der „Jugendbildungsstätte Saerbeck “ wollen sie schon gerne hinweisen:  www.jbs-saerbeck.de

 

erschienen am 7. Januar 2017 in den Westfälischen Nachtrichten von Hans Lüttmann